
Zusammen mit den Ortsvereinen der SPD Velten und der SPD Oberkrämern setzten wir uns für den Erhalt des Hennigsdorfer Klinkenstandorts ein und schreiben dem Landrat, Alexander Tönnies, deshalb folgenden offenen Brief:
Sehr geehrter Herr Landrat,
die Krankenhausreform des Bundes stellt die Landkreise bundesweit vor enorme Herausforderungen. Auch wir sind uns bewusst, dass der demographische Wandel, der medizintechnische Fortschritt, der Fachkräftemangel sowie die veränderten Anforderungen an die Krankenhausfinanzierung tiefgreifende strukturelle Veränderungen notwendig machen.
Doch gerade weil diese Umbrüche so weitreichend sind, erwarten wir, dass jede Entscheidung zur zukünftigen Krankenhauslandschaft mit größtmöglicher Sorgfalt, Transparenz und vor allem ergebnisoffen diskutiert wird. Eine einseitige Konzentration auf den Standort Oranienburg – mit dem daraus resultierenden faktischen Wegfall des Krankenhausstandorts Hennigsdorf – halten wir in dieser Form für verfrüht.
Insbesondere weil in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro in die Modernisierung des Hennigsdorfer Standorts investiert wurden, stellt sich die Frage, warum gerade dieser Standort keine Chance auf Weiterentwicklung erhalten soll. Die bekannten Argumente zugunsten Oranienburgs – etwa zur Erreichbarkeit oder zur baulichen Substanz – dürfen nicht zu vorschnellen Schlüssen führen. Solche Einschätzungen verlangen sachlich nachvollziehbare und öffentlich einsehbare Bewertungen, die auch Gegenpositionen und Alternativen berücksichtigen.
Die Stadt Hennigsdorf und die angrenzenden Kommunen wie Velten, Oberkrämer, Schönwalde und Hohen Neuendorf sind wachstumsstarke Regionen mit einer stetig wachsenden und zugleich alternden Bevölkerung. Eine wohnortnahe, stationäre Gesundheitsversorgung ist hier nicht nur ein Wunsch, sondern ein notwendiger Bestandteil kommunaler Daseinsvorsorge. Bereits jetzt formiert sich in der Bevölkerung großer Widerstand – deutlich sichtbar durch Petitionen, öffentliche Veranstaltungen und einen einstimmigen Beschluss der Hennigsdorfer Stadtverordnetenversammlung.
Wir begrüßen die Ankündigung, dass Tageskliniken, Notärzte und Facharztpraxen vor Ort erhalten bleiben sollen. Dennoch: Ein Medizinisches Versorgungszentrum ersetzt kein Krankenhaus mit stationärer Versorgung. Wenn von medizinischer Grundversorgung an allen Standorten gesprochen wird, darf dies nicht zur sprachlichen Verschleierung eines Abbaus führen. Zudem irritiert, dass offenbar ausschließlich drei Varianten in Betracht gezogen wurden – mit Fokus auf Oranienburg, Hennigsdorf oder Lehnitz. Warum nicht auch weitere, kreative und kooperativeLösungsansätze in die Diskussion eingeflossen sind, bleibt bislang unbeantwortet. Eine zukunftsgerichtete Planung sollte sich nicht auf eine minimale Auswahl an Optionen beschränken.
Unsere klaren Forderungen lauten daher:
Führen Sie eine ergebnisoffene Diskussion, die nicht allein von wirtschaftlichen Kennzahlen, sondern auch von regionaler Verantwortung, Zukunftsperspektiven und sozialer Gerechtigkeit getragen ist.· Vermeiden Sie vorschnelle Festlegungen, die den Eindruck vermitteln, der Standort Hennigsdorf sei bereits politisch abgeschrieben, bevor andere Optionen geprüft wurden.
Lassen Sie eine Zweitstudie mit alternativen Betrachtungsweisen aller derzeitigen Standorte unter Konzentration von Leistungsgruppen und Clustern an verschiedenen Standorten sowie die Betrachtung von Alternativstandorten auch ohne derzeitvorgehaltene Grundstücke zu.
Wir wünschen uns eine Krankenhausplanung, die nicht nach dem Prinzip „Alles oder Nichts“ funktioniert, sondern in Varianten denkt. Es geht nicht um Gebäude – sondern um Menschen, um Vertrauen und um Versorgungssicherheit vor Ort.